L’Enfer d’Henri-Georges Clouzot

L’enfer d’Henri-Georges Clouzot betitelt, daß das Filmprojekt L’enfer nicht nur die Hölle der Eifersucht mit Romy Schneider und Serge Reggiani in den Hauptrollen thematisiert, sondern vor allem, daß die Dreharbeiten des unvollendeten Werks im Jahr 1964 ein Albtraum gewesen sein müssen.

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Clouzot schikanierte die Crew mit wahnwitziger Besessenheit, und Reggiani schmiß während der Dreharbeiten wutentbrannt das Handtuch. Serge Bromberg und Ruxandra Medrea bringen nun die lange als verschollen geltenden 183 Filmrollen mit einer Mischung aus Zeitzeugenbericht, Making of sowie nachgedrehten Szenen auf die Leinwand. Jacques Gamblin und Bérénice Béjo Clouzot spielen mit vorbildlicher Zurückhaltung die Szenen nach, die Romy Schneider und Serge Reggiani nicht mehr vollenden konnten.

Zwei inhaltliche Ebenen entwickelt Clouzot in L’enfer: Der schwarzweiß gedrehten Handlungsebene stellen sich steigernde Eifersuchtsvisionen des gehörnten Ehemannes mit grell colorierten Aufnahmen, Lichteffekten und Zerrbildern im krassen Gegensatz zum bieder wirkenden Szenario eines Ferienortes entgegen. Atemberaubend sind die Probeaufnahmen mit der 24jährigen Romy Schneider, die Clouzot als Projektionsfläche der Wahnvorstellungen ablichtet. Bis dato zu oft auf Sissi stigmatisiert, zeigt Schneider sich hier verführerisch, sinnlich lasziv, ja sogar verwegen bis anzüglich.

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Nur scheinbar kommt man der Figur nahe, die einem mit dem mimisch wechselhaftigen Spiel sofort wieder entgleitet. Dem Mythos Romy Schneider geben die Bilder ungeahnte Facetten. Die von der kinetischen Op Art-Kunst Victor Vasarelys inspirierten experimentellen Farb- und Lichteffekte projizieren dabei nicht nur eifersüchtigen Wahnwitz, sondern scheinen auch die Besessenheit Clouzots einzufangen, mit der er in L’enfer filmische Gewohnheiten brechen wollte. Während der Dreharbeiten erlitt er einen Herzinfarkt, und die Versicherungsgesellschaft entschied, die Dreharbeiten abzubrechen.

L’enfer d’Henri-Georges Clouzot ermöglicht Einblicke in die psychischen Tiefen des 1977 verstorbenen Regisseurs mit dessen filmischen Bildern des Wahnsinns und faszinierenden Bildern der flirrenden Persönlichkeit Romy Schneiders.

VIA Schnitt; für Clara